geschrieben von N. Zwanzig am 08.04.2014
Die schönste Vorfreude
Hideo Kojima, seines Zeichens Schöpfer und Mastermind der
Metal Gear Solid - Saga ist einer der größten Geheimniskrämer der
Videospielbranche. So war lange Zeit nicht klar, was Metal Gear Solid V: Ground
Zeroes nun werden soll. Kryptische Trailer und zweideutige Aussagen der
Entwickler erzeugten serientypische Fragezeichen über den Köpfen der Fans und
Journalisten. Tech-Demo? Spin-Off? Neuer Teil? Mittlerweile hat sich
herausgestellt MGS V: GZ ist lediglich der Prolog zum voraussichtlich erst
nächstes Jahr erscheinenden Metal Gear Solid V: The Phantom Pain und soll die
Story-Lücke zwischen MGS: Peace Walker und dem fünften Teil der Serie
schließen. Denjenigen, die inzwischen den Überblick verloren haben, sei diese
Übersicht über die Metal
Gear Solid Mainline ans Herz gelegt.
Zusätzlich zur Story-Überleitung soll Ground Zeroes den Spieler mit den neuen
Open-World-Elementen vertraut machen und ist gleichzeitig ein kleines
Trostpflaster für die darbenden Fans, die mittlerweile seit 2008 (MGS 4: Guns
of the Patriots) auf einen neuen Ableger warten. "Kleines
Trostpflaster" ist hierbei auf den ersten Blick scheinbar wörtlich zu
nehmen, da die Hauptmission nur etwa zwei Stunden dauert. Geübten Spielern sind
mittlerweile Speedruns in unter 6 Minuten auf "S Rank" gelungen
(siehe Video). Dies soll jedoch nicht der Maßstab sein, da MGS V: GZ viel zum
Entdecken bietet und durch neue Herausforderungen zum mehrmaligen Spielen
motiviert. Nach Absolvieren der Story-Mission werden fünf Bonusmissionen
freigeschaltet, die jeweils circa eine halbe Stunde Spielzeit hinzukommen
lassen. Will man alle Inhalte freischalten, müssen alle neun Militärabzeichen innerhalb
der Hauptmission gefunden werden. Diese sind extrem gut versteckt und so
unscheinbar klein, dass dieses Unterfangen eine ziemliche Herausforderung
darstellt und einige Zeit in Anspruch nimmt, wenn man keine Walkthrough-Videos
zu Rate ziehen möchte. Die oft geäußerten Beschwerden, dass MGS V: GZ viel zu
kurz für den geforderten Preis von knapp 30 Euro ist, dürften also widerlegt
sein. Man sollte sich nicht vom ersten Eindruck täuschen lassen.
Die Geschichte ist, wie von Kojima gewohnt, ziemlich verworren: Snake aka
"Big Boss" soll im Jahr 1975 die beiden Gefangenen Paz und Chico aus
einem Hochsicherheitsgefängnis an der Südspitze Kubas befreien, die bereits in
MGS: Peace Walker (PSP-Ableger der Serie, der mittlerweile im Rahmen der Metal
Gear Solid HD Collection auch für die PS3 erhältlich ist) ihren Auftritt
hatten. Ziel ist es, beide lebend zurück zur "Mother Base" vor der
Küste Costa Ricas zu holen, die die Einsatzzentrale der Söldnerorganisation MSF
darstellt, welche von Snake ins Leben gerufen wurde. Paz verfügt über wichtige
Informationen über die MSF und ist die einzige Verbindung zur mysteriösen
Organisation "Cipher", weshalb ihre Rettung höchste Priorität
besitzt. Neulinge, die in den letzten Zeilen nur "Bahnhof" verstanden
haben, können die komplexe Vorgeschichte im Hauptmenü von Ground Zeroes
nachlesen.
Gleich zu Beginn fällt die wohl größte Neuerung ins Auge. Der Spieler sieht
"Camp Omega" vor sich und riskiert einen Blick durch das Fernglas.
Besonderheit: Jeden sichtbaren Bereich darf Snake frei erkunden und ist somit
nicht mehr an feste Levelstrukturen gebunden, was unzählige Wege zum Ziel
eröffnet. Das Fernglas hat aber noch eine weitere wichtige Funktion: Erspähte
Gegner werden markiert und erscheinen auf der Karte, was den Schleichalltag
erheblich erleichtert, da so die Routen der patrouillierenden Wachen besser
erahnt werden können. Diese verhalten sich nämlich nicht immer vorhersehbar und
überraschen teils mit ihren Aktionen, was zusätzliche Spannung schafft. Leises
Vorgehen führt bei der Infiltration der Basis zum Erfolg. Der Feind ist nämlich
oft in der Überzahl und zudem auch schwerer bewaffnet als der Held, welcher nur
mit einer Betäubungspistole und einem Gewehr startet und sich weiteres
Equipment selbst organisieren muss. Das Waffenarsenal umfasst dabei alles, was
das Herz begehrt. Von Granaten, Sprengstoff über Präzisionsgewehre bis hin zu
Raketenwerfern - innerhalb der Anlage lässt sich einiges finden. Wird die
Gegenwehr mal zu heftig, kann Snake nun auch in Fahrzeugen und Geschützen Platz
nehmen und eine Schneise der Zerstörung hinterlassen. Jede dieser Aktionen
wirkt sich doch negativ auf die Punktzahl in der Bewertung am Ende jeder
Mission. Diese Einstufung in verschiedene Ränge lädt zur Highscore-Jagd ein, da
die eigenen Ergebnisse via kostenloser App für Smartphones und Tablets online
mit anderen Spielern weltweit verglichen werden. Zusätzlich fungiert die
Anwendung als interaktive Karte und man kann sich gefundene Audiofiles separat
anhören. Ebenfalls enthalten ist das Basisbau-Minigame "Motherbase",
welches gut unterhält und eine nette Dreingabe darstellt. Lobenswert: Die App
ist für alle Geräte kostenlos. Ein toller Fanservice.
Ground Zeroes steuert sich angenehm präzise und eingängig. Auch hier wurde viel
in Hinblick auf die Vorgänger verbessert. Einziges Manko ist die Doppelbelegung
mancher Tasten, die in gewissen Situationen etwas stört. Das Spielerlebnis wird
dadurch aber nicht negativ beeinflusst. Die große Stärke von MGS V: Ground
Zeroes ist die grandiose Optik. Besonders auf der Playstation 4 entfaltet das
Spiel seine geballte Grafikpracht. Die von Konami entwickelte Fox-Engine lässt
ihre Muskeln spielen. 1080p-Auflösung bei 60 fps, flüssige Animationen,
hervorragende Licht- und Wettereffekte und gestochen scharfe Texturen in
Verbindung mit hoher Weitsicht lassen den Spieler staunen. Untermalt wird das
Geschehen durch eine grandiose Soundabmischung. Der hochwertige Soundtrack ist
stets passend und die Geräuschkulisse stimmig. An der Stimme von Snake scheiden
sich jedoch die Geister. Wurde dieser doch seit Metal Gear Solid (1999) von
David Hayter gesprochen und nun durch den Hollywood-Schauspieler Kiefer
Sutherland ersetzt. Der Star aus der Serie "24" macht seine Sache
zwar gut, treuen Fans werden sich aber nur schwer mit der neuen Stimme
anfreunden können.
Fazit
Metal Gear Solid V: Ground Zeroes ist zwar kein vollwertiger
Titel im herkömmlichen Sinne, aber ein logischer Schritt seitens Kojima, den
Fans Zeit zur Eingewöhnung zu geben und die Wartezeit auf "The Phantom
Pain" ein wenig zu verkürzen. Die exzellente Optik, die gelungene
Steuerung und die motivierende Highscore-Jagd machen das Spiel zu einem
Erlebnis, welches sich Stealth-Fans auf keinen Fall entgehen lassen sollten.
Metal Gear-Fans greifen sowieso zu. Zwar erscheint Teil fünf voraussichtlich
erst 2015, doch Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude.
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