geschrieben von N. Zwanzig am 30.10.2014
Ursprünglich sollte der Exklusivtitel "Driveclub" bereits zum Launch der
Playstation 4 erhältlich sein. Dieser Termin konnte von den Entwicklern nicht
eingehalten werden und der Racer ist nun ein knappes Jahr später als geplant
endlich erschienen. Den Start in der realen Welt hat Driveclub also gehörig
vergeigt. Kann das ambitionierte Projekt virtuell punkten oder war alles nur
ein Riesenhype? Der Test wird es zeigen.
Wenn es einen Leitspruch für Driveclub gäbe, hieße dieser
wohl "Alles für den Club", denn der Gemeinschafts-Aspekt wird großgeschrieben.
Zu Beginn erstellt ihr einen neuen Club oder tretet einem bereits vorhandenen
bei. Seltsamerweise ist die Mitgliederanzahl auf lediglich sechs Fahrer
begrenzt, was zu Konflikten führen könnte, wenn ihr viele Onlinefreunde
besitzt, die mit euch Driveclub spielen wollen. Da bleibt nur die Option, sich
mit anderen Clubs zu befreunden, um trotzdem auf dem Laufenden zu bleiben.
Das große Ziel in Driveclub ist Aufleveln. Mit jeder
bestandenen Challenge und jedem gewonnenen Rennen, egal ob Single- oder
Multiplayer, steigt eure Erfahrung und mit dieser eure Stufe. Neue Stufen
schalten neue Fahrzeuge frei, von denen einige sogar clubexklusiv sind. Diese
Autos sind dann ausschließlich denen zugänglich, die Mitglied eines aktiven Clubs sind (mindestens
zwei Mitglieder).
Der Fuhrpark umfasst im Vergleich zu anderen Rennspielen
"nur" 50 Autos. Beginnend mit Kompaktwagen, wie VW Golf und Mini
Cooper, gesellen sich im Verlauf des Spiels diverse Sportwagen hinzu. Was hier
auffällt, ist die Beschränkung auf europäische Marken. Dies erscheint äußerst
eindimensional, da längst nicht alle Rennsportfans auf ihre Kosten kommen. Wo
sind die japanischen Fabrikate oder amerikanischen Muscle-Cars? Oldtimer sucht
man ebenfalls vergeblich. Dieser Fakt könnte sich negativ auf die Kaufentscheidung
einiger Spieler auswirken. Zwar ist man bereits in Verhandlungen mit anderen
Herstellern und hat versprochen stetig Autos nachzupatchen, jedoch bleibt der
Umfang vorerst überschaubar.
Der größte Pluspunkt von Driveclub fällt sofort ins Auge,
nämlich die sagenhafte Optik. Die Umgebungen, welche die fünf Länder Kanada,
Chile, Indien, Norwegen und Schottland abdecken sehen grandios aus und spiegeln
die Natur der einzelnen Abschnitte detailreich wider. An jeder Location gibt es
elf Kurse, die mal in Runden oder in Etappen, jeweils vorwärts und rückwärts
befahren werden. Leider passiert bis auf ein paar Zuschauer am Rand oder umherwehendes
Laub eher wenig abseits der Strecken, was den fantastischen Eindruck
geringfügig schmälert.
Ein echtes Highlight ist die dynamische Beleuchtung. Nie war
der Lichteinfall währende eines Rennens schöner dargestellt, als in Driveclub.
Egal ob gleißender Sonnenschein oder abendliche Dämmerung, die
Lichtverhältnisse verzaubern immer wieder aufs Neue. Durch den dynamischen
Wechsel der Tageszeiten, kann es also passieren, dass ein Rennen im
Sonnenschein startet und ihr in der Dunkelheit durchs Ziel fahrt. Dies macht
die Strecken umso abwechslungsreicher, da das Erlebnis tags und nachts deutlich
unterschiedlich ist.
Auch bei den Fahrzeugmodellen lässt sich Driveclub nicht
lumpen. Die Karossen spiegeln die Umgebung wider, der Lack sieht täuschend
echt aus und besonders die Innenräume sind detailverliebt gestaltet. Im Intro
vor jedem Event setzt ihr euch aus der Ego-Perspektive in euer Fahrzeug und
fühlt euch sofort mittendrin, vorausgesetzt ihr bleibt bei der Cockpitansicht.
Während der Rennen merkt man dem Spiel an, dass es den
Spagat zwischen Arcade-Racer und Simulation bestmöglich bewältigen will. Das
Fahrgefühl gibt das Gewicht der Boliden perfekt wieder. Die Autos bremsen hart
und kleben förmlich auf dem Asphalt, jedoch merkt man stets in was für einer
Art Wagen man sich befindet. Das Schadensmodell ist auf Kratzer an der
Karosserie und Sprüngen in den Fensterscheiben reduziert. Auf die Fahrweise des
Autos wirkt sich dies nicht aus.
Der Sound der Fahrzeuge hätte wuchtiger ausfallen können.
Man muss die Boxen schon ziemlich heftig aufdrehen, um das geliebte Dröhnen der
Motoren ansatzweise zu simulieren. Auch die Musikauswahl ist sicherlich nicht
jedermanns Sache. Hier wäre ein wenig mehr Vielfalt angebracht gewesen.
Etwas nüchtern präsentiert sich Driveclub im Spielmenü. Der
Spieler kann zwischen der Kampagne, Einzelevents und dem Multiplayer wählen.
Mehr nicht. Hier setzt sich anscheinend ein trauriger Trend durch, denn auch
andere Titel im Sportgenre fielen dieses Jahr bereits durch die Armut an
Spielmodi auf. Schade.
Die Kampagne reiht emotionslos ein Event an das nächste. Wer
die vorab gestellten Aufgaben erfüllen kann, verdient Sterne, die neue Events
und Rennserien freischalten. Am Ende einer jeden Serie muss man in einem Cup
nochmals sein Können beweisen. Dieser Modus dient im Grunde nur dazu, neue Autos
für die Garage zu gewinnen und an das Fahrverhalten der verschiedenen Autos
herangeführt zu werden. Einen roten Faden oder eine Story wird man hier leider nicht
finden. Wenigstens Siegerehrungen, in denen man von seinem selbst erstellten
Charakter mal mehr als die Hände sieht, wären ganz nett gewesen.
Zusammengefasst ist Driveclub ein extrem hübsches, leicht zugängliches und doch forderndes Rennspiel mit Fokus auf dem Multiplayer geworden. Der große Exklusiv-Hit ist (vorerst) ausgeblieben. Aufgrund des Mangels an guten Rennspielen für die PS4 können die Racingenthusiasten zugreifen, die sich gern mit anderen messen. Die Jagd auf Erfahrungspunkte und das Klettern in den Ranglisten werden auf jeden Fall längerfristig motivieren. Wer jedoch lieber allein unterwegs ist und großen Umfang sucht, sollte vielleicht besser auf das Next-Gen Gran Turismo warten.
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