geschrieben von R. Lilge am 16.11.2015
Neu und doch vertraut
Lange war es um das Genre der Musik-Geschicklichkeitsspiele
still. Einst waren Guitar Hero und Rock Band die beiden großen Marken, die sich
schon fast gegenseitig überbieten mussten. Zunächst gab es da nur die
Plastik-Gitarren, später kamen noch Mikrofon und Schlagzeug hinzu. Dann kamen
mit Aerosmith, Beatles und co. weitere Ableger hinzu. Doch irgendwann war die
Luft raus und keiner sprach mehr über beide Titel.
Anders als bei Rock Band 4 geht man in der neuesten
Generation von Guitar Hero Live neue und doch alte Wege. In Guitar Hero Live
konzentriert man sich grundsätzlich wieder auf das Erlebnis an der Gitarre. Und
zwar nur an der Gitarre. Das Knöpfchendrücken und das Anschlagen zur richtigen
Zeit ist nach wie vor das Grundprinzip. Doch statt wie früher auf vier farbige
Tasten – die Saiten simulieren - zu achten, gibt es diesmal sechs Tasten. Drei weiße
für die untere und drei schwarze für die obere Reihe. Der Grund für diese
Entscheidung liegt allein an der Spielschwierigkeit. Activision möchte damit
Anfängern einen leichten Einstieg und erfahrene Spieler eine neue
Herausforderung anbieten. Und das wird auch erreicht.
Während man als Neuling beginnt, nur mit den unteren drei
Tasten am Gitarrenhals seine Finger warmzuspielen, freut man sich schon auf die
nächsthöhere Schwierigkeit. Kommen erst einmal die schwarzen Tasten hinzu, herrscht
wieder Umgewöhnen. Alle Tasten können dabei kombiniert werden: einzeln, mehrere
einer Reihe, eine oben und unten versetzt oder direkt übereinander gleichzeitig.
Neu dabei ist auch das Publikum. In Guitar Hero Live sucht
man vergeblich nach den alten animierten Figuren. Ab sofort ist – wie es im
Titel steht – Livepublikum dabei. Vor den verschiedensten Festival-Bühnen, auf
die ihr euch mit der Zeit hocharbeitet, applaudiert man eurer Leistung zu oder
ihr werdet in Grund und Boden ausgebuht. Auch die Bandkollegen kommunizieren
mit euch über Mimik oder auch per Sprache. Ihr werdet gelobt oder getadelt. Ein
Game Over gibt es nicht. Alle Musikstücke eines Auftritts – was meistens drei
Titel sind – werden komplett hintereinander abgespielt. Höchstens euer
Endpunktestand spiegelt eure Leistung wider. Das Zusammenspiel zwischen den
Kamerafahrten und den Reaktionen des Livepublikums hebt die Stimmung und den
Spielspaß.
Leider ist der Live-Modus schnell durchgespielt. Habt ihr
alle Bühnen unsicher gemacht, bleibt euch noch ein zweiter Modus: TV. Hier
benötigt ihr eine bestehende Internetverbindung. Denn euer jeweils ausgesuchter
Titel wird als Musikvideo direkt gestreamt. Das Live-Publikum ist hier nicht zu
finden. Ihr habt die Auswahl aus einem Musik-Katalog, der regelmäßig um weitere
Titel aufgestockt wird. Spielt ihr einen Song, könnt ihr am Rand sehen wie
andere Spieler dabei abschneiden. Einen direkten Multiplayer wie früher gibt es
nicht. Sollte es einmal schneller gehen, könnt ihr auch aus einem von zwei
Kanälen auswählen. Diese sind an einem klassischen Musik-TV-Sender angelehnt.
Es ist jederzeit möglich einen aktuell gespielten Song mittendrin beizutreten.
Für weitere Motivation sorgen sogenannten Premium-Events. Man schaltet diese
durch das generelle Mitspielen bei den Musiksendern frei oder sie können mit
der Ingame-Währung, den Hero-Points, direkt gekauft werden. Die Premium-Events
beinhalten zeitexklusive Musiktitel und können nur einmalig angegangen werden,
bevor ein erneutes Freispielen/Kaufen ansteht.
Fazit
Das neue Guitar Hero Live ist keine Revolution, aber dafür
eine große Evolution. Die realen Festival-Besucher heben den Spielspaß, die
neuen Tasten der Gitarre steigern die Schwierigkeit und die Musiksender bzw.
der Online-Musik-Katalog ist ein starker Anreiz, nach der zu kurzen „Karriere“
weiterzuspielen. Auch der Kaufpreis für die Gitarre mit Spiel inklusive
USB-Adapter und Batterien für unter 100 Euro ist ein echter Hit. Fans, die früher
schon leidenschaftlich gespielt haben werden sich in den neuen Teil wieder neu
verlieben.
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