geschrieben von N. Zwanzig am 24.03.2016
Es war keine große Überraschung, als Ronda Rousey und Conor
McGregor als Coverstars für EA Sports UFC 2 verkündet wurden, schließlich sind
beide Aushängeschilder der Kampfsportorganisation und haben eine enorme
Fanbasis. Jedoch haben sie in entscheidenden Momenten, trotz ihres
außergewöhnlichen Talentes und Ehrgeizes, überraschend gegen Kontrahenten verloren,
die sie laut allgemeiner Erwartungen eigentlich besiegen hätten sollen.
Ähnlich verhält es sich auch mit UFC 2, welches viele Mängel
des durchschnittlichen Vorgängers hinter sich gelassen hat, am Ende jedoch
wieder nicht das Championship-Gold erringen kann. Die wichtigste Seite des
Sports kann es nämlich nicht abbilden: die Emotionalität und die
Unberechenbarkeit des Geschehens. Die Veranstaltungen leben von Underdog-Storys
und Schockmomenten, die niemand kommen sieht. Rousey gewinnt einen Titelkampf
in 14 Sekunden ohne einen Kratzer, weil sie eine Kette von Ausweichmanövern,
Konterattacken und Aufgabegriffen zeigt, die viele kaum für möglich gehalten
haben. Oder ein Champion wird von einem Newcomer kalt erwischt und verpasst
seine sicher geglaubte Titelverteidigung - das sind die Zeitpunkte, die im
Gedächtnis bleiben.
UFC 2 verpasst es, diese Dynamik zu transportieren. Es ist
zu steril, zu steif und zu vorhersehbar, um als realistische Darstellung des
Sports zu gelten, der seine Faszination in großen Teilen daraus zieht, dass in
jeder Sekunde alles passieren könnte.
Auf in den Kampf
Über jeden Zweifel erhaben ist die Optik von UFC 2. Die
Grafik kann mit Sportprimus NBA 2K durchaus konkurrieren. Jeder Kämpfer ist
extrem detailreich ins Spiel übertragen worden und kann anhand seiner
Bewegungen von anderen unterschieden werden. Hier haben die Entwickler ganze
Arbeit geleistet. Es kann zwar noch zu lustigen Verrenkungen kommen, wenn die
Position des Kämpfers sich schnell ändert oder Aktionen in rascher Abfolge
durchgeführt werden, diese sind jedoch seltener als im Vorjahr und somit als Verbesserung
anzusehen.
Im Kampf hat das Gameplay zwei Seiten. Im Stand kommen alle
Tritte und Schläge wuchtig daher und damit wurde einer der größten Kritikpunkte
des Vorgängers konsequent ausgemerzt. Geht ihr mit einem guten Striker in den
Kampf könnt ihr mit ein wenig Übung und Timing akkurate und schnelle
Kombinationen im Octagon zeigen und euren Gegner auf die Matte schicken. Will
man den Kampf auf dem Boden durch Wrestling oder Brazilian Jiu-Jitsu
entscheiden und sein Gegenüber zur Aufgabe zwingen, wird es hingegen deutlich
unspektakulärer. Ihr wechselt mittels des rechten Sticks eure Position, um in
eine dominante Stellung zu kommen. Euer Kontrahent versucht dies natürlich zu
verhindern und somit braucht es eine Weile, bis ihr den Bodenkampf kontrolliert.
Erfreulicherweise bietet das Spiel durch Einblendungen eine Hilfestellung,
welche Aktionen jeweils möglich sind.
Auf Seite der Spielmodi wurde etwas am Umfang geschraubt.
Neu hinzugekommen ist der KO-Modus, in welchem ihr in einem schnellen Kampf versucht,
den Gegner auszuknocken, bevor selbiges mit euch passiert. Hier fühlt sich UFC
2 eher wie ein klassisches Beat em Up an, da ihr außer Deckung und Angreifen
eigentlich nichts beachten müsst. Für ein schnelles Spiel zwischendurch aber brauchbar.
Außerdem hat nun auch UFC einen Ultimate Team Modus. Nach
FIFA und Madden, wo der Dreamteam-Aspekt Sinn ergibt, versucht man jetzt auch
Kampfsport Fans zu Sammelfreaks und nebenbei zusätzlich Umsatz zu machen. Ihr
stellt eine Mannschaft aus fünf Fightern zusammen, mit denen ihr dann online
oder offline antretet, um Punkte zu
erzielen, mit denen neue Kartenpacks gekauft werden können. Die Karten schalten
neue Angriffe und Moves frei oder polieren die Eigenschaften eures Kämpfers
auf. Dies ist aber lange nicht so spannend wie in genannten Titeln, in denen
ihr neue Spieler für euer Team in den Packs findet und somit Stück für Stück
eurer Traumformation näher kommt.
Der Karrieremodus ist weiterhin ein großer Schwachpunkt. In
simplen Trainings-Mini-Games verbessert ihr die Eigenschaften eures Athleten
und absolviert so lange Kämpfe, bis ihr den Champion herausfordern könnt. Diese
Oberflächlichkeit macht den Modus nahezu überflüssig. Hier hat weiterhin 2K die
Krone auf, die mit ihren NBA-Titeln einen Karrieremodus mit einer Story
verbinden, die langfristig und zum wiederspielen motiviert.
EA Sports UFC 2 offenbart, wie schwierig es ist, einen Sport virtuell
abzubilden. Was bei Teamsportarten wie Fußball und American Football seit
Jahren gut funktioniert, klappt mit der Individualsportart Ultimate Fighting
eben nicht. Würde man versuchen, alles so zu machen, wie es in der Realität
ist, hätte man starke Probleme mit der Spielbalance und wahrscheinlich ein zu
komplexes Spiel, was nur von Profis beherrschbar wäre. Als Fighting Game ist
UFC 2 gelungen und eine Alternative zu arcadigen Prügeltiteln. Die Magie der
UFC in allen Facetten kann es jedoch nicht einfangen.
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