geschrieben von N. Kutra am 23.09.2016
Des Pudels Kern
In diesem Jahr war der Name Keiji Inafune bereits in aller Munde. Denn
mit Mighty No. 9 gab es im Vorfeld durch Kickstarter viel Kohle, das
Spiel selbst war am Ende aber eine starke Enttäuschung. Doch Inafune hat
in diesem Jahr noch einen weiteren Titel, den er zusammen mit
Metroid-Prime-Director Mark Pacini erschuf. Mit ReCore gibt es nun einen
Third-Person-Action-Plattformer, welcher einer der ersten
Anywhere-Titel von Microsoft ist. Doch schaffen es die beiden zusammen,
einen guten Titel entstehen zu lassen? Wir verraten es euch im Test.
In ReCore spielen wir die Atmosphärentechnikerin Joule, die nach einem
sehr langen Kryoschlaf auf dem Planeten Neu-Eden erwacht. Eigentlich
sollten Roboter den erdähnlichen Planeten mit einer neuen Infrastruktur
und Terraforming versehen, damit die Menschen dort weiterleben können.
Denn auf der Erde ist eine Epidemie ausgebrochen, sodass diese nicht
mehr bewohnbar und Neu-Eden die letzte Hoffnung der Menschheit ist.
Einige Techniker sollten nur im Notfall aus dem Schlaf genommen werden,
falls die Roboter Fehler aufweisen. Doch es ist irgendetwas schief
gelaufen, denn Joule erwacht knapp 100 Jahre zu spät, der Planet ist
unbewohnbar und von Menschen keine Spur. Dazu kommt, dass die einst
freundlichen Roboterhelfer nun größtenteils Feinde sind. Es liegt nun
also an uns und unserem Roboterhund Mack, die Fehler zu beseitigen, den
Planeten aufzubauen und herauszufinden, was hier wirklich passiert ist.
Was jetzt nach einer spannenden Katastrophengeschichte inklusive tollen
Charakteren mit Zwischensequenzen klingt, endet schnell in Audiologs von
Joules Vater. Dazu kommt, dass keinerlei Dramatik entsteht, was vor
allem am Anfang sehr gut hätte hineinpassen können. Wenn ich nach
Hunderten von Jahren aus einem Kryoschlaf aufwache und nichts so ist,
wie es hätte sein sollen, wäre ich verwirrt und ängstlich. Stattdessen
nimmt Joule ihre Knarre in die Hand und hüpft von einem Ort zum
nächsten, als wäre nichts passiert. Dies ist für die Geschichte und vor
allem für sie als Charakter ziemlich schade.
Etwas anders ist hingegen der Roboterhund Mack, welchen wir ziemlich
genial finden. Im Laufe des Spiels gibt es unterschiedliche Fähigkeiten,
die unser Vierbeiner als Unterstützung nutzen kann. Seinen Instinkt
können wir zum Beispiel für die Suche nach im Sand vergrabenen Items
nutzen. Dies ist nur eine optionale Gameplaymechanik. Upgraden können
wir Mack mit verschiedenen Schrottteilen und Kristallen, welche wir auf
unserer Reise finden. Zudem finden wir noch weitere Roboterarten, die
jeweils unterschiedliche Fähigkeiten besitzen. Doch eigentlich ist es
auch vollkommen egal, ob wir den Hund mit Upgrades versehen, denn unser
Handeln wirkt sich weder positiv noch negativ auf das Gameplay aus.
Warum man dann überhaupt ein solches System in das Spiel integrierte,
wenn man es doch eigentlich gar nicht bräuchte, ist fraglich. Jump’n Run
gehört in ReCore an die Tagesordnung. Unsere Heldin Joule besitzt
nämlich von Beginn an verschiedene Schubdüsen, mit denen u.a. höhere und
weitere Sprünge möglich sind. Aber auch die Beschleunigung beim Laufen
spielt eine große Rolle, da so mancher Abgrund doch größer ist, als man
glauben mag. Die Steuerung ist dabei aber zu jeder Zeit präzise, sodass
die Hüpferei keinerlei Probleme darstellen sollten.
Wie der Name „ReCore“ vermuten lässt, geht es in dem Spiel um Kerne, die
als Energiequelle für Roboter, Maschinen und Türen im Spiel dienen.
Diese Kerne finden wir während der Story oder im Kampf gegen feindliche
Blechbüchsen. Diese Kämpfe spielen sich allesamt flott und gehen leicht
von der Hand. Schließlich erfolgt das Zielen fast von selbst. Einfach
den Gegner anvisieren und unsere Waffe ist auf dem Gegner. Auf Munition
müssen wir nicht achten, was die Kämpfe noch mal dynamischer macht.
Später gibt es noch eingefärbte Munition, die gegen die Roboter mit dem
gleichfarbigen Kern eingesetzt werden müssen, damit diese auch
ordentlich Schaden nehmen. Sollten wir selbst Schaden nehmen,
regeneriert sich unsere Lebensanzeige aber wieder von selbst. Ist ein
Gegner geschwächt, können wir mithilfe des Fanghakens den Energiekern im
richtigen Timing aus ihm herausziehen. Schaffen wir dies nicht,
regeneriert sich der Gegner ebenfalls. Dies ist vor allem bei Bossen
etwas nervenaufreibend, denn das Herausziehen kann schon mal in einer
Fummeleinlage enden.
Doch das Spiel hat generell einige Probleme, angefangen mit der
Abwechslung. In den ersten Stunden mag das Herumspringen, Roboter
abschießen und Kerne stehlen noch spannend und unterhaltsam sein, doch
das Spielprinzip bleibt stets dasselbe. Haben wir den Kern erst einmal
eingesammelt, können wir die Tür zum Verlies öffnen, ein paar weitere
Gegner besiegen und uns zum Bosskampf springen, der uns dann wieder mit
neuen Kernen ans Tageslicht zurückführt. Man mag meinen, man hätte in
dieser Zeit den meisten Inhalt bereits gesehen. Wäre da nicht noch die
verlassene Dünenwelt mit ein paar Kratern und Bergen. Aber auch die
wirkt schnell eintönig. Doch das ist noch nicht alles, denn die Story
möchte, dass wir eine bestimmte Anzahl an Kernen brauchen, um
weiterzukommen. So dürfen wir auch im Sand herumspringen und nach
weiteren Gegnern und dessen Kernen suchen. Letztendlich ist dies eine
Art und Weise, wie man ein Spiel unnötig in die Länge zieht und nicht,
wie man die Spieler unterhält. Mehr optionale Aufgaben, kniffligere
Gegner und ein Upgrade-System, welches sich auch auf das Gameplay
auswirkt, hätte dem Spiel gut getan. Ebenfalls gut getan hätte auch der
letzte Feinschliff vor der Veröffentlichung. Die Ladezeit kommt im
Schnitt auf eine Minute und dies nach etwa jeder Viertelstunde und jedem
Tod. Sowas geht gar nicht!
Fazit
Wie aus dem Nichts kam ReCore in den Handel.
Wahrscheinlich ahnte Microsoft schon, dass es bei dem Titel nicht
äußerlich viel Lob geben wird. Ein Mix aus Action, Jump ’n‘ Run und
Roboterhunden ist auf jeden Fall ein guter Ansatz, ReCore fehlt es aber
an Abwechslung, Ausdauer und letztendlich auch an einer tiefgründigen
Story. Zu sehr wiederholt sich im Verlaufe des Spiels das Gameplay.
Immerhin entschied man sich dafür den Titel nicht mit Vollpreis
anzubieten, sondern nur für knapp 40€ in den Laden zu stellen. Dies
ändert trotzdem nicht an der Tatsache, dass man immer das Gleiche auf
dem Bildschirm zu sehen bekommt.
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